Art + Architecture
Dieter Bernhardt
Der unwiderstehliche Drang in fremde Welten führt bei künstlerisch sensiblen Menschen bei aller Vermehrung von Wissen und Erfahrung in erster Linie zu einer gefühlsmäßigen Auseinandersetzung mit neuen Eindrücken, die zur Lösung gestalterischer Probleme herangezogen werden. So findet auch Dieter Bernhardt in der Malerei unter ihm neuartigen Impressionen zur formalen wir inhaltlichen Lösung der in den jeweiligen von ihm aufgegriffenen Motiven in der Landschaft enthaltenen Schwierigkeiten. Dabei kann durchaus das Versenken in das Wesen und den tektonischen Aufbau einmal im Vordergrund stehen, aber ebenso das spontane Erfassen des glücklichen Augenblicks, wenn etwa zwei mit bunt verpackten Lasten beladene Esel auf einer engen Hafenstraße sich begegnen und der Künstler diesen Moment erlebt. Mit Zeichenstift und Aquarellfarben notiert er von seinem Segelboot aus das verwirrende Gewimmel von Hölzernen Hausfassaden, schmalen Treppen und herabhängender Wäsche im Hafen von Hydra und trägt exakt wie in einem Logbuch Breiten- und Längengrade, Datum und Motiv ein. (Abb. 1) Viele Erträge seiner Malerreisen brachte er auf Segeltörns ein, andere Ziele erlebte er als Bildungsreisender. Häufig beschäftigt er sich mit beiläufigem Geschehen, das spektakuläre Postkartenmotiv ist nicht sein Metier. Er gibt aber dem Detail eine große Form, ohne seine Erlebnisse und Begegnungen in und mit der Natur zu inszenieren, sondern er weiß aus dem anspruchslosen, selbst kargen Motiv eine ungeahnte Fülle subtieler Wahrnehmungen herauszuziehen. Besonders gelang ihm dies auf seiner Lieblingsinsel Sylt.
Sylt wurde seit dem 19. Jahrhundert zum Mekka der Maler - trotzdem wußte kaum einer derer, die als Gäste auf der Insel weilten von seinem Künstlerkollegen. Beginnend mit dem Holsteiner Hinrich Wrage (1843-1912), dem Friesen Hans Peter Feddersen(1848-1941) besuchten Eugen Dücker ( * 1841) und sein Freund Karl Irmer (* 1843) seit den 70er Jahren die Insel. (1) Hier fanden sie das unscheinbare Motiv, die Auswaschungen der Flut und die dem Wind ständig Trotzenden Sträucher, aber auch die Weite von Strand, Dünen und Wattenmeer. Nachsicht auf Strandgut, welches als Motiv zu Stilleben in freier Natur werden konnte und intime Blicke auf Grabenstege und Hausecken, die zu Idyllen wurden, verbinden sich mit dem über die unendlichen Weiten schweifenden Blick, der das gesehene vereinfacht und zur überschau zusammenfaßt und bei Feddersens Spätwerk zu expressivem Pathos geriet, wenn Küste, Strand und Meer zu einem machtvoll Schicksalhaftes beschwörenden Szenarium sich vereinigten.
Dieter Bernhardts auf Sylt entstandene Landschaften wenden sich den einfachen Dingen und Formen zu, die eine stille Poesie ausstrahlen und in den besten Arbeiten das Dingliche ihrer Erscheinung hinter sich lassen können. Ob der Maler von einem höhergelegenen Standpunkt aus einem Küstenstreifen mit vom Meerwasser getränkten Sand, das in die Landzunge vordringende und gegenüber von einer hügeligen Düne flankierte Wattenmeer mit seinem fahlgelben bis ockerbraunen und wässrig blauen Farbennuancen überblickt, wobei er den Horizont beinahe an den oberen Bildrand hinaufschiebt (Abb.2) oder seine Nase dicht auf dem Boden geheftet sinnend auf eine schmale Grasnarbe mitten in einer unwirtlichen Sanddüne stößt (Abb. 3) - der Künstler bannt sie mit Bleistift und Aquarellfarben auf ein Blatt Papier. Er hält fest, wie er Natur erlebt. Zeichnung und Aquarell bedingen einander und durchdringen sich wechselseitig. Bernhardt sucht die Schönheit in der Weite der Landschaft wie im kleinen Detail. Freilich ist Schönheitssuche angesichts des Zeitgeistes verdächtig - aber Dieter Bernhardt verweigert sich jedem modischen Trend, den andere für aktuell halten, bleibt daher sich selbst konzequent treu und kann zweifellos zeitlos Gültiges schaffen. Seine Bilder auf Sylt stehen in der Tradition der Sylter Landschaftsmalerei, die sich zwar nicht einordnen lässt, aber ihre Charakteristika durch die Gestalt der Insel und Ihre Naturformen bezieht.
Bernhardts Dünenlandschaften auf Sylt geraten so halb zu Fundstücken, halb zu Träumen. Meer, Land und Himmel klingen farblich zusammen. Der rauhen Brandung stehen die stillen Sielen des Wattenmeers gegenüber. Neben diesem ockergelben nassen Sand ermöglicht auf dem Meer verdunstende und dann als Regen niedergehende Feuchtigkeit vor den Dünen schmale Zonen mit Graßflecken, deren Hartgräser gegen das salzige Meereswasser resistend sind. Eine wundersame Wandlung vollzieht sich in den Bildern mit diesem Gras, wenn Bernhardt die mit dürftigen Bleistiftstrichen angedeuteten Gräser samt ihrer sparsamen Aquarelllierung inmitten sich ausbreitender öde als Widerstand des Lebens gegen die Wüste ansieht. Ein derartiges Blatt ruft zugleich mikrokosmische Assoziationen hervor, weil diese Gräser auch seltsam geformte Pantoffeltierchen oder sonstige Kleinstlebewesen sein könnten, die sich in einer fließenden Lache tummeln. Weiter entfernt zeigen sich im Hintergrund auf einem leicht ansteigenden Hügel niedrige, dicht aneinandergestellte krüppelhafte Bäume, und verkrüppelten, weil sie mit Wucht getroffen wurden.
Im Gegensatz zu den aus Norddeutschland nach Sylt gereisten Malern, wie dem schon erwähnten Hans Peter Feddersen oder auch Wolfgang Klähn (* 1929) (2), der die Gegensätze von Unwirtlichkeit und Lebensbehauptung in der Natur ebenfalls in Sylter Landschaften aufgegriffen hat und auf dieser Insel überhaupt zur Landschaftsmalerei gefunden hat, dominiert bei Dieter Bernhardt der Himmel keineswegs die Landschaft und erweckt nicht die zündende Phantasie des Betrachters. Bei Bernhardt tut die Vegetation selbst, wenn die fremdartige Assoziationen ermöglicht. Bernhardt teilt aber mit diesem norddeutschen Künstler die Auffassung, dass ein Landschaftsbild Metapher für die Schilderung eines Kreislaufes der Natur werden kann.
Die Kohlezeichnungen Bernhardts, die um 1975 in der Umgebung von Norderney entstanden sind, gewinnen durch ihren kalligraphischen und dennoch kraftvollen Duktus neue Möglichkeiten der Landschaftsdarstellung Sylts ab. Es gelingt Dieter Bernhardt, die Vielfalt der gegeneinander strebenden Flächen Von Dünengrasnarben und Dünenhängen zu einer großzügig anmutenden, rhytmisch bewegten Gesamtkomposition zusammenzuziehen (Abb.4) und dabei jede cloissonistische Eingrenzung (3) durch den temperamentvollen Strich zu durchbrechen. Auch die eigentlich auf der ganzen Insel zu beobachtende sich schlangelnde Kurvatur, von der die Insel umziehenden Flutkante angefangen bis hin zu den Kraftlinien des Windes, die als Formationen im Dünensand eingeschrieben sind, gibt den Kohlezeichnungen ihre charakteristische Struktur.
Malt Bernhardt Architektur, so kommt der Architekt im Künstler zum Vorschein- ein Architekt freilich, der selbst in seinem Wohnhaus im pfälzischen Alsenbrück die Natur in seine Architektur holt oder sie ganz in der Natur aufgehen läßt. So bevorzugt er die im Nichts endenden Holzstege von den Häusern durch die Dünen. Dünen verwandelt er häufig in erstarrte Kaskaden, die statt vom Wasser überformt vom Wind gezeichnet worden sind. Das Harmoniebedürfnis manifestiert sich in seinen Bildern. Immer wieder faszinieren Dieter Bernhardts Windmühlen. Für ihn sind dies von seinem Standpunkt aus alternative Techniken, deren Funktionen ihn anregen und deren Konstruktionen er schildert, in Norddeutschland auf seinem geliebten Sylt und auf den griechischen Inseln, auf Santorin (Abb.5) oder in Lassithi auf Kreta (Abb.6) beispielsweise, wobei auf die Variationen der Windflügel und ihrer manuellen Technik sich das akribische, beinahe konstruktive Auge richtet, aber gerade in diesem Augenmerk den malerischen Moment besonders betont. Bernhardt scheut dabei nicht einen kleinen ironischen Seitenhieb, wenn er in dem Blatt von Santorin eine Stromleitung von der Windmühle an den Bildrand führt oder die Windmühlen wie monumentale Spinnenweben einsetzt, als ob sie den Betrachter in den Bereich kinetischer Kunstwerke führen sollten. Man darf diesen ästhetischen Reiz der technischen Denkmale nicht gering achten - hier geht es um mehr als um Idylle -hier sieht ein Künstler um den inneren Zusammenhang zwischen der ursprünglichen und der zivilisierten Natur. Bernhardt Bilder sind ein Versuch, das gestörte Verhältnis von Mensch und Natur wieder zu versöhnen. Seine Malerei hat einen apellativen Zug, denn er fordert auf, der Entfremdung der Entindividualisierung zu wiedersprechen. Deswegen protokolliert er nicht nur, sondern er demonstriert emsig, was von Ursprünglichkeit der Naturerfahrung in einer technisierten Welt noch an Spuren zu finden ist. Er kämpft um die Unverwechselbarkeit der Landschaften, er ringt um das jedem Landstrich eigene Licht und charakterisiert Straßenszenen und Häuseridyllen. Sylt ist dafür ein Beispiel, Griechenland nicht minder, denn Bernhardt hat eine Tugend nicht verlernt: Er bewundert, was er malt und schafft zu Bewunderndes.
1 = vgl. Ernst Schlee, Landschaftsmaler an Schleswig - Holsteins Küsten, Heide in Holstein 1975, S. 18 -19; Lilli Martius - Hans Jürgen Stubbe, der Maler Hans Feddersen, Neumünster 1966, Ernst Schlee, Malerauf Sylt, Flensburg 1962
2 = vgl. Wolfgang Klähn - Karin Szekessy, Sylt - ein Inselleben, Aquarelle, Zeichnungen, Fotografien hsg. und kommentiert von Thomas Gädecke, Dortmund 1988; Thomas Gädecke, Wolfgang Klähn, Recklinghausen 1990, S.40 ff.
3 = vgl. dazu etwa die Syltbilder von Joseph Vincent Cissarz: Abb. Bei Schlee (wieAnm.1), Abb.22
Landschaften von Dieter Bernhardt
Ein Essay von †Clemens Jöckle
Meine Damen und Herren,
lieber Dieter Bernhardt
Es gibt Menschen, die haben Hummeln im Kopf, in den Fingern und nicht zuletzt auch im Hintern. Man kann sie nicht an einen Platz binden. Ständig sind sie unterwegs, mit den Füßen, den Händen, dem Gehirn. Sie gehen, sie fahren, sie fliegen, sie schwimmen. Ihr Zuhause ist die Welt – das große Gesamtmotiv. Da rauscht das Wasser, da singt die Wüste und da sind schließlich auch die Menschen in ihren vielfältigen Formen und Verhaltensweisen.
Dieter Bernhardt sieht und beobachtet, hört und lauscht, zeichnet, aquarelliert und fotografiert. Es entstehen skizzenhafte Schwarz-Weiß-Bilder, farbenfrohe Aquarelle, naturnahe Fotos und bunt-gemixte Collagen. Fleißig, mitunter wohl im Arbeitsrausch, zeichnet, malt, fotografiert der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht. (In Klammern im O-Ton des Künstlers: „Das kommt nicht vom Trinken; das kommt vom Segeln“!) Über 40 seiner Werke findet man nun hier in dieser Ausstellung in Kirchheimbolanden – von alten und von neuen Zeiten, von der europäischen bis zur derzeit asiatischen Epoche. Sie zeichnen ein Bild dieses quirligen Menschen.
Nein - Langeweile kennt Dieter Bernhardt nicht. Von seinem Beobachtungsposten aus – wo immer sich dieser auf dem weiten Erdenrund auch befinden mag – entdeckt er abbildungswerte Dinge und interpretiert sie auf seine Weise. Man darf ruhig sagen: Er bräuchte mindestens zwei Leben, um all das zu erfassen, was ihm vor die Augen kommt. Die Bar in Bangkok 2007 am Heiligen Abend ist ihm ebenso Motiv wie ein stiller Herbsttag im Nordpfälzer Falkenstein.
Zack – mit ein paar Strichen beginnt ein Bild. „Das ist schnell gezeichnet“, sagt Bernhardt. Dann wird es mit Aquarellfarben bunt belebt oder auch nicht. Manchmal geht es auf dem Zeichen- oder Malblatt realistisch, mitunter trägt das Werk märchenhafte Züge. Egal welches Motiv entsteht, immer schimmert jedoch das zeichnerische durch, der Architekt also, der bei allem Einfallsreichtum Strukturen verinnerlicht hat. Seit neuestem, seit dem 28monatigen Asienaufenthalt hat so manches cloisonéhafte Bild goldige Tupfer bekommen. Das Werk mit dem Ginkgoblatt, das hier in der Ausstellung hängt, mag Beispiel dafür sein. In vielen Asienbildern sind, so versichert Bernhardt echte Goldplättchen aus Buddhistischen Tempeln.
Was und wer ist Dieter Bernhardt?
Geboren wurde er in Ludwigshafen und die Pfalz ist für den Segler und Weltenbummler aus Leidenschaft auch der Heimathafen geblieben. Heute wohnt Bernhardt in der alten Post in Göllheim. Seine Behausung ist ein einziges Atelier, ein herrliches Durcheinander aus Leben und Lebenswertem, wo es in jeder Ecke etwas zu sehen und zu entdecken gibt. Symptomatisch für die Persönlichkeit von Dieter Bernhardt: Es gibt keine Türen, alles ist offen, überall kann man hingehen und auch durchgehen.
Eine Behausung ohne Schranken – ein schrankenloses Leben?
Bernhardt hat in sich und um sich Schranken beiseite geräumt. Vor allem während seiner monatelangen Aufenthalte in Asien, in Thailand, den Philippinen, am pazifischen Feuerring, von denen er erst vor kurzem zurückgekehrt ist und wo er besucherweise immer wieder hingeht. Er hat dort neue Sichtweisen entdeckt – exotische und erotische. Pornografie ist nicht sein Ding. Das betont er laut und deutlich. Aber er scheut sich nicht, darauf hinzuweisen, dass Erotik nicht unbedingt unter dem beschränkten Blickwinkel des christlichen Abendlandes zu sehen ist. Was und wie Dieter Bernhardt dies meint, können Sie in dieser Ausstellung entdecken. Collagen aus Thailand verraten dazu einiges, wirken jedoch nie anzüglich oder obszön.
Schon hat er neue Flausen im Kopf. Sie haben viel mit den über 50 unterschiedlichsten Steinen zu tun, die er sich vom Feuerring mitgebracht hat. „Das war gar nicht so einfach“, erzählt er. Die dicksten Brocken hat er beim Einchecken ins Flugzeug zur Vermeidung des Übergewichts unter dem Kittel versteckt. Jetzt sollen die Steine mit den besonderen Mustern und Maserungen fotografiert und diese Abbildungen in Collagen eingebaut werden.
Was oder wer ist Dieter Bernhardt?
1966 machte der Mann, der seinen Vater im Krieg verlor und von dem er die handwerkliche Begabung erbte, sein Examen an der Fachhochschule in Mainz, Fachrichtung Architektur. Besser würde man sagen: Fachrichtung Künstler, denn bald gab es Abweichungen auf dem geradlinigen Berufsweg. Als mich Dieter Bernhardt in den 80erjahen besuchte, war er im Rathaus der Stadt Kaiserslautern im dortigen Bauamt angestellt, aber die Peilung schwenkte schon ein wenig ab vom vorgegebenen gut bürgerlichen Kurs. Damals brachte er sehr architekturhafte Kohle- und Bleistiftzeichnungen mit - Motive aus Kaiserslautern.
Zwischen dem Damals und dem Heute liegt ein Weg, der einen Menschen zu einem Künstler formte. Es hat wohl einige seelische Kraft gekostet, die sichere Stellung aufzugeben und Freischaffender zu werden. Aber hinter dem Entschluss lag für Bernhardt Aufatmen und Freiheit. Beides verstärkte in ihm die Kreativität für das Planen von eng mit der Natur verknüpftem Wohnraum einerseits und für das Schaffen von aquarellierten zarten und ausdrucksstarken Bildern andererseits.
Das Segelboot sitzt derzeit auf dem Trockenen, nicht aber sein Skipper. Der zeichnet und malt unermüdlich, so als würde ihm der Wind die Hand führen: So vermittelt denn diese Ausstellung ein Bild von Asien mit seinen Reisfeldern und den Flussmärkten, wo sich die Boote dicht an dicht drängen; von Griechenland, wo blauer Himmel und weiße Häuser grüßen; von Sylt, wo sich märchenhaft Katen in die Landschaft ducken; von Ägypten, wo die Wüste so nah ist und von der grünen Westpfalz, wo Wald und Wiesen das Bild bestimmen.
Was will uns Dieter Bernhardt sagen?
Jeder Künstler trifft eine Aussage, bewusst oder unbewusst. „Zeit zum Wohlfühlen“ - „Time for good feeling“ steht auf den exklusiven, von ihm gestalteten Postkarten, die es in drei verschiedenen Größen gibt, mit Innenblatt zum Rahmen Zeit zum Wohlfühlen bekommt man nicht geschenkt. Man muss sie sich nehmen, was mitunter nicht ohne Schmerzen geht. Es ist eine Aussage, ebenso banal wie schwer umzusetzen. Aber sie gilt, weltumspannend in Bangkok ebenso wie in Kirchheimbolanden.
Uta Mayr-Falkenberg, Journalistin
Ausstellung im Kreishaus Kirchheimbolanden
am Donnerstag, 4. Juli 2013, 18.30 Uhr
Laudation von Frau Mayr-Falkenberg, Journalistin
Ausstellung im Haus Unikat Eisenberg
am Freitag, 3. Oktober 1997, 11.00 Uhr
Laudation von Frau Mayr-Falkenberg, Journalistin
Meine Damen und Herren,
In der Natur gestalten und Natur gestalten -
zwischen diesen beiden Begriffen läßt sich das Lebenswerk von Dieter Bernhardt, Architekt und Künstler, einspannen.
Ein quirliger Mensch, der heute im Haus Unikat in Eisenberg seine Bilder präsentiert und nicht ganz nebenbei auch seine Architektur. Dieser junge Mann, der die 50 hinter sich gelassen hat, baut keine Hasenkästen. Denn seine Arbeit, die auch Hobby ist, und sein Hobby, das auch Arbeit ist, kann er sich nur in Einklang mit der Natur vorstellen. Wenn also Bemhardtt Häuser entwirft, dann werde !1daraus niemals Wohnblocks oder Hochhäuser, die der Umgebung ihren Stempel aufdrücken, den man dann vornehm Skyline nennt. Vielmehr drückt er seinen Bauten den Stempel der Natur auf, die man vornehm auch grünes Ambiente nennen kann.
Bauen bedeutet für Bemhardtt mithin also fließendes Übergehenlassen der Umgebung in den Wohnraum, der selbstverständlich mit natürlichen Materialien wie Holz oder Klinker erstellt wird. Wandbegrünung und einheimische Pflanzen, die sich ankuscheln, sind dann jener Fassadenschmuck, der sich zeitlos über jeden modischen Schnickschnack erhebt. Licht wird eingefangen, strömt durch großzügige Fensterflächen, durch Giebel und Gauben, die vorrangig immer den Zweck verfolgen, Gottes Schöpfung nicht auszusperren.
Würde es mehr Architekten vom Schlage Berhardts geben, aber auch mehr Bauherren, die sich jenseits von schierem Renditedenken , das Bauen in der Natur und mit Naturprodukten lieb und teuer sein lassen, es wäre um die Siedlungen in unseren Landen besser bestellt. Und würden sich mehr Bauherren für Solaranlagen begeistern können und das vom Dach gratis gelieferte Regenwasser für die Speisung eines mit Seerosen und Froschlöffel bestückten Gartenteiches verwenden, es wäre um unsere Umwelt besser bestellt.
Soviel zum Architekten Dieter Bernhardtt, geboren in Ludwigshafen und heute in Alsenbrück, einem stillen Nordpfälzer Dorflebend. Von dort aus macht er sich als Freischaffender immer wieder auf, um Bauherren zu finden, die sich für seine Ideen begeistern können, aber auch um seine Bilder an den Mann zu bringen oder aber, um mit einem Segelboot auf den Weltmeeren noch stärker in die Natur einzutauchen.
Bernhardtt befand sich 1966 nach seinem Examen an der Fachhochschule in Mainz, Fachrichtung Architektur, auf dem geradlinigen Berufsweg eines ordentlichen Deutschen . 1975 machte er dann erste Kohlezeichnungen auf der Insel Norderney, und von da an ging es weiter mit farbiger Kohle, mit Tusche, mit Bleistift, mit Bleistift und Pinsel und Aquarellfarben. Es entstanden Bilder, deren Motive sich das architekturgeschulte Auge heranholte: Häuser, Straßenzüge, Treppen, Portale und die dazugehörige Natur mit Wasser, Booten, Dünen, Schafen, Bougainvilla, Kiefern, Hibiskusblüten ...
Als mich Dieter Bernhardtt vor vielen Jahren erstmals besuchte, um mir großflächige Kohlezeichnungen - Motive aus Kaiserslautern - vorzustellen, war er zwar noch im Rathaus der Stadt Kaiserslautern im dortigen Bauamt angestellt, aber die Peilung wich schon ein wenig ab vom vorgegebenen Kurs.
Zwischen dem Damals und Heute liegt ein Weg, der einen Menschen zu einem Künstler formte.
Es hat wohl einige Kraft gekostet, die sichere Stellung - das waren immerhin fast 12 Jahre im Bauamt - aufzugeben und Freischaffender zu werden. Aber hinter dem Entschluß lag für Bernhardtt Aufatmen und Freiheit. Beides schenkt ihm heute die Kraft einerseits für das Planen von Wohnraum, der eng mit der Natur verknüpft ist und für das Hervorbringen von aquarellierten zarten Zeichnungen und ausdrucksstarken farbenreichen Bildern andererseits.
Längst ist also das Malen und Zeichnen zum zweiten Standbein geworden, wobei die Entwicklung stufenweise vom Kohle- und Bleistift hin zum Pinsel und dem Unterlegen einer Zeichnung mit Wasserfarben verlief. Bernhardtt ist nicht stehengeblieben, sondern immer tiefer in die Farbe eingetaucht und nun sehen wir ihn gewissermaßen am Beginn eines Farbenrausches, den er mit Hilfe von Ölfarben, dem wohl ausdruckstärksten Material des Malers, verwirklichen will.
Noch vor knapp einem Jahr meinte Bernhardt, daß er zum Malen mit Öl keine Beziehung hätte. Umso mehr erstaunte es mich, als er mir vor wenigen Tagen seine neuesten farbsprühenden Bilder vorlegte und ankündigte, daß diese so richtig erst mit Ölfarben zu leben beginnen würden. Ein großer Schritt vorwärts also, verbunden mit einem sich lösen von mit Bleistift vorgezeichneten Konturen, ein eintauchen in leuchtende Farben, insbesondere in unübersehbares rot. Hier traut sich einer, hier läßt einer hinter sich, was er gestern noch als letzte Stufe seiner Entwicklung ansah.
Wie geht es weiter? Geht es weiter?
Für viele ist Kunst etwas, das ein Mensch im Inneren seiner Seele schafft, etwas, das tief drinnen brodelt und gärt und sich schließlich Bahn bricht. Hier bricht ein Farbensturm los, der sicherlich mehr ist als es die Erklärung des Künstlers vorgibt. Der nämlich erklärt seine neue Richtung damit, daß er mal etwas neues, etwas modernes schaffen müsse. Das allein aber kann es nicht sein. Denn Bernhardt würde dies nicht tun, wenn es nicht im Einklang mit
seiner Seele stünde. Denn er gehört zu jenen Künstlern, die etwas schaffen, weil da in i 1rem Inneren ein Haufen FreEde darüber ist, daß sie etwas ( auch sie selbst ) Anrührendes sehen und wiedergeben dürfen, die glücklich darüber sind, daß die Natur ihnen die Gabe verliehen hat, Dinge festzuhalten, auf welche Weise auch immer.
Bernhardt ist übrigens das, was man als einen facettenreichen Menschen
bezeichnen kann, dessen einzelne Seelenwaben aber dennoch immer geprägt sind von seinem Verwachsensein mit der Natur. Traurigkeit , so sagt er von sich selbst, sei ihm unbekannt. Wer ihn näher kennt, der möchte ganz einfach behaupten, daß er keine Zeit dazu hat. Zu viele Ideen sausen in seinem Kopf herum und etwa 50 Prozent davon sind irgendwelche Bilder, - Landschaften aus aller Welt, die unbedingt zu Papier gebracht werden müssen, unter anderem deshalb, weil sie es wert sind festgehalten zu werden als Augenblick , der zu verweilen hat, weil er so schön ist - um hier mit Goethe zu sprechen.
Dieter Bernhardt ist noch kein allegoriehafter Zeichner und Maler, aber augenblicklich scheint er in diesen Weg eingebogen zu sein. Noch aber vermittelt er - freundlich und wirklichkeitsnah - Stimmungen und Eindrücke, in die man das eigene Erleben einschliessen kann, die Erinnerungen wach halten und Momente auf angenehme Art verewigen.
Meine Damen und Herren, damit ist die Ausstellung eröffnet!
Ausstellung im Kulturhaus in Sippersfeld
am Gründonnerstag, 27. März 1997, 20.00 Uhr
auf Anfrage ... see "Kontakt"
Dieter Berhardt
Meine Damen und Herren,
Für viele ist Kunst etwas, das ein Mensch im Inneren seiner Seele schafft, etwas, das tief drinnen brodelt und gärt und sich schließlich - beispielsweise mit Pinsel und Palette oder aber dem Zeichenstift - Bahn bricht. Nicht wenige glauben, daß ein Künstler seine Produkte als Notschreie des Herzens auf seine Umwelt loslassen muß - zumindest wollen dies Kunstsachverständige in aller Welt ihrem mehr oder weniger geneigten Publikum oftmals so darstellen.
Es soll aber auch Künstler geben, die schaffen etwas, weil da in ihrem Inneren ein Haufen Freude darüber ist, daß sie etwas Anrührendes sehen und wiedergeben dürfen, die glücklich darüber sind, daß die Natur ihnen die Gabe verliehen hat, Dinge festzuhalten. Zu diesen gehört Dieter Bernhardt, Zeichner, Aquarellist, Architekt, Naturliebhaber , Segler, Weltenbummler , Handwerker, und einer der Leben immer gute Seiten abgewinnen kann...
Bernhardt ist das, was man als einen facettenreichen Menschen bezeichnen kann, dessen einzelne Seelenwaben aber dennoch immer geprägt sind von seinem Verwachsensein mit der Natur. Traurigkeit , so sagt er von sich selbst, sei ihm unbekannt. Wer ihn näher kennt, der möchte ganz einfach behaupten, daß er keine Zeit dazu hat. Zu viele Ideen sausen in seinem Kopf herum und etwa 50 Prozent davon sind irgendwelche Bilder, - Landschaften aus aller Welt, die unbedingt zu Papier gebracht werden müssen, unter anderem deshalb, weil sie es wert sind festgehalten zu werden als Augenblick, der zu verweilen hat, weil er so schön ist - um hier mit Goethe zu sprechen.
Wie dies geschieht, sei in der folgenden fiktiven Geschichte dargestellt. Es ist Februar auf Malta. Ein Tag mit Windstärke 7 bis 8. Der Himmel ist dunkelgrau und hat den lichtgelben Kalkstein-Gebäuden rund um den Grand Harbour von Valetta den Glanz genommen. Selbst hier, wo das Meer seine Wut nicht austoben kann, tragen die Wellen kleine Schaumkronen und weiße Gischt umsäumt das trutzige Fort San Angelo, einstmals Kommando zentrale der Malteser Ritter. ..
Im Hafen bewegt sich kein Schiff.
Aber irgendwo am Rand des blauschwarzen ärgerlichen Meeresarmes schaukelt ein Segelboot. Der Mann darin - mit sonnengebräuntem Gesicht - saugt die Szenerie in sich hinein, prüft mit Kennerblick das steinerne Ambiente. Vor sich hat er einen Zeichenblock liegen und - als würde ihm der Wind die Hand mit dem Bleistift führen -
entstehen - fein und genau - Gebäude mit jonischen Säulen, bedrohliche Festungsmauern, Häuser mit Rundbögen, Kirchenkuppeln , Fernsehantennen , Erker und Vorbauten, Loggien und barocke Denkmäler ...
Auf dem Papier nehmen die Schaumkronen des Wassers skizzenhafte Gestalt an, im Himmel zeichnet der Stift sturmhafte Bewegung...
Der Mann auf dem Segelschiff ist Dieter Bernhardt, geboren in Ludwigshafen, wohnhaft in Alsenbrück bei Winnweiler in der Nordpfalz, aber zuhause auch auf dem Meeren. Ein Mann mit unverkennbar pfälzischen Akzent, aber nicht zuletzt die Sprachen dieser Welt mit seinen Bildern sprechend. Von Sylt - seiner bevorzugten Anlegestelle - bis Sizilien , Bernhardt kennt sich aus an den schönsten Küsten dieser Erde. Und sowohl diese, wie auch die Landschaften dahinter sind es ihm wert, festgehalten zu werden.
Bernhardt befand sich 1966 nach seinem Examen an der Fachhochschule in Mainz, Fachrichtung Architektur, auf dem geradlinigen Berufsweg eines ordentlichen Deutschen. 1975 machte er erste Kohlezeichnungen auf der Insel Norderney, und von da an ging es weiter mit farbiger Kohle, mit Tusche, mit Bleistift, mit Bleistift und Pinsel und Aquarellfarben . Es entstanden Bilder, deren Motive sich das architekturgeschulte Auge heranholte: Häuser, Straßenzüge, Treppen, Portale und die dazugehörige Natur mit Wasser, Booten, Dünen, Schafen, Bougainvilla, Kiefern, Hibiskusblüten ...
Als mich Dieter Bernhardt vor Vielen Jahren erstmals besuchte, um mir großflächige Kohlezeichnungen - Motive aus Kaiserslautern - vorzustellen , war er zwar noch im Rathaus der Stadt Kaiserslautern im dortigen Bauamt angestellt, aber die Peilung wich schon ein wenig ab vom vorgegebenen Kurs.
Zwischen dem Damals und Heute liegt ein Weg, der einen Menschen zu einem Künstler formte.
Es hat wohl einige Kraft gekostet, die sichere Stellung - das waren immerhin 11 Jahre im Bauamt - aufzugeben und Freischaffender zu werden. Aber hinter dem Entschluß lag für Bernhardt Aufatmen und Freiheit. Beides schenkt ihm heute die Kraft einerseits für das Planen von Wohnraum, der eng mit der Natur verknüpft ist und für das Hervorbringen von aquarellierten zarten und ausdrucksstarken Zeichnungen andererseits.
Denn das fiktive Bild vom Grand Harbour auf Valetta ist ja - so wie ich es beschrieben habe - noch gar nicht fertig. Denn nun müssen die mit dem Stift festgehaltenen Umrisse in Aquarell-Farben getaucht werden. Cloisonehaft, ein Wort das sehr gut zur Technik von Bernhardt paßt, umschließen jetzt die Linien einen grau-blau-weissen Himmel und geben ihm Bewegung, umreissen die Linien Gebäude in allen Gelbschattierungen von schmutzig bis hell, bewegen die Linien ein gischtiges schwarz-blau-weisses Meer.
Am Ende ist da ein zart-farbiges aber keineswegs blässliches Produkt das Stimmung bringt und gleichzeitig Momentaufnahme ist, das mit den Augen eines in Architektur geschulten Zeichners ein Motiv zeigt, das dem Betrachter etwas an die Hand gibt, das er identifizieren und wiedererkennen kann.
Dieter Bernhardt ist also kein allegoriehafter Zeichner und Maler. Er vermittelt - freundlich und wirklichkeitsnah - Stimmungen und Eindrücke, in die man das eigene Erleben einschliessen kann, die Erinnerungen wach halten und Momente auf angenehme Art verewigen. Bernhardt ist Aquarellist und Zeichner, dem Umgang mit Öl - oder Acryllfarben ist er bis jetzt aus dem Weg gegangen. Er konnte sich damit, wie er selbst sagt, bis jetzt nicht anfreunden.
Lassen Sie mich, bevor Sie Bernhardt Bilder auf sich wirken lassen, diese Ausführungen mit einer Frage schließen:
Freiheit und Unabhängigkeit - was ist das ?
Für Dieter Bernhardt ist es ein weißes Segel, das im Wind flattert und mal den Blick freigibt auf die kahle Schärenküste Schwedens, auf sandiges, kiefernbestandenes Sylter Land, auf tiefblauen griechischen Himmel unter dem neben Überresten eines alten Tempels Schafe in der glühenden Sonne eines mediterranen Sommers weiden...
Es ist aber auch ein mit viel Holz erbautes Haus, das sich zwischen einem umgepflügtem Feld und einem Mühlbach, umstanden von Erlen und Haselnusssträuchern, an einen Hang in der Nordpfalz kuschelt. Ein Haus ohne Türen, an dessen Wänden sich Bilder ihres Schöpfers ein Stelldichein geben. Es ist die Jagd nach Aufträgen und die Auseinandersetzung mit den Bauherren, das Klingeln des Telefons und das Ankommen und Abgehen von Faxdokumenten , der Umgang mit Kosten und auch das Eintreiben von Honoarforderungen.
Es ist Bauen und Renovieren an seinem Boot und dem dafür notwendigen Hantieren mit Handwerkszeug aller Art.
Was also ist Freiheit und Unabhänigkeit?
Es ist das erfüllende Hin- und Hergleiten zwischen Kunst, in der für Bernhardt durchaus die Leichtigkeit des Seins liegt und der harten Wirklichkeit.
Es ist ein abgerundetes Leben...
Meine Damen und Herren, damit ist die Ausstellung eröffnet!
Ausstellung in der Stadtsparkasse Kaiserslautern
am Mittwoch, 6. November 1996, 18.00 Uhr
Laudation von Frau Mayr-Falkenberg, Journalistin
Ausstellung im Kleinen Kunstbahnhof in St. Julian
am Sonntag, 5. März 1995, 14.00 Uhr
auf Anfrage ... see "Kontakt"
Ausstellung in der Stadtsparkasse Kaiserslautern
am Mittwoch, 11. November 1992, 18.00 Uhr
Laudation von Frau Mayr-Falkenberg, Journalistin
Diplom-Ingenieur Dieter Bernhardt
freier Architekt und freier Künstler für Malerei
Freiherr-vom-Stein Straße 11 · 67307 Göllheim
Telefon: 06351/126804 · Mobil: 0174 174 333 0
eMail: dieter_bernhardt@t-online.de
true feelings ...